Die Sommerzeit lässt uns als Christen immer wieder an die Schöpfung und an unseren Schöpfer denken.
Die beigefügte Spruchkarte führt uns an ein Bachufer, in dem sich die Sonne spiegelt. Dazu wurde ein Ausspruch des dänischen Theologen und Philosophen Sören Kierkegaard ausgewählt.
Die Schöpfung ist uns gegeben. Die Schöpfung spricht uns an. Und in der Schöpfung spricht der Schöpfer zu uns.
Kierkegaard spricht von Vögeln, die uns erfreuen. Als ich vor Jahren nach Saarbrücken zog, sind mir in der von Beton, Asphalt und Verkehr dominierten Stadt die Rufe der Mauersegler aufgefallen. Diese Vögel, die den Schwalben ähnlich sind, kreisen im Sommer hoch in den Lüften und fallen vor allem durch ihre hohen, schrillen Rufe auf. Sie lenken meine Aufmerksamkeit nach oben. Und mir, dem der Straßenlärm durchaus zu schaffen macht, geben die Rufe der Vögel Ruhe und Kraft. Sie erzählen von einer anderen Wirklichkeit: von der Natur, von der Schöpfung, die Gott uns anvertraut hat und von der wir leben, aus der wir unsere Lebenskraft erhalten.
Erst im Spiegel der Natur erfahre ich mich als Mensch, als Teil der Schöpfung. Gott hat auch mich geschaffen. Er hat mich ins Dasein gesetzt. Schon als Kind habe ich mich gefragt: Warum bin ich eigentlich da? Und wo war ich vorher? Und genau genommen weiß ich die Antwort bis heute nicht. Ich muss bekennen: Gott weiß es. Gott allein weiß, warum ich da bin. Er hat mich gewollt. Und er gibt mir und allen Geschöpfen mit der ganzen Schöpfung das, was ein jedes Lebewesen zum Leben braucht. Und das erst macht mich zum Menschen, dass ich von Gott geschaffen wurde. Ich bin angewiesen auf den Schöpfer. Ich bin angewiesen auf meine Umwelt. Würde man mich aus der Gemeinschaft der Mitmenschen herausnehmen und würde man mich aus meiner Umwelt herausnehmen, dann wäre ich kein Mensch mehr. Deutlich wird mir das, wenn ich daran denke, was passieren wurde, wenn man mir die Luft zum Atmen oder das Wasser zum Trinken nehmen würde: in kürzester Zeit wäre mein Leben vorbei.
Ich kann atmen. Mir wird die nötige Luft zur Verfügung gestellt. Und ich kann sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Die Sinne sind mir gegeben, damit ich meine Umwelt wahrnehmen kann, damit ich teilhaben kann an der Welt. Und das ist so selbstverständlich, dass ich fast nie darüber nachdenke, nur jetzt gerade einmal wieder, wo ich darauf aufmerksam gemacht werde oder wenn ich wieder den Ruf der Mauersegler höre.
Dieser christliche Schöpfungsglaube kann allerdings verwechselt werden mit dem heidnischen, wo die Schöpfung selbst für Gott oder Götter gehalten wird. Der moderne Mensch zweifelt überhaupt daran, ob es einen Gott gibt. Er sieht in der Schöpfung nur noch die „Natur“. Und statt an den Schöpfer zu glauben, „glaubt“ er lieber an die Naturwissenschaft. Von der Naturwissenschaft kann allerdings kein Mensch leben und daran zu glauben in dem Sinne, dass ich mein Vertrauen darauf setze, ist auch unmöglich. Darum ist es auch für unseren Glauben an den Schöpfer notwendig, dass wir sein Wort vernehmen, das uns in der Heiligen Schrift gegeben ist und dass wir ihm in seinem Sohn Jesus Christus begegnen. Da zeigt er uns nämlich, dass er uns nicht nur ein paar Jahre in seiner Schöpfung schenkt, sondern uns viel mehr geben will: ewiges Leben in seinen Nähe, in seinem Himmelreich.
Um uns als Mensch in der Schöpfung erkennen zu können, müssen wir durch die Natur hindurch den Schöpfer sehen.
Um uns als Mensch in seiner Bestimmung zum ewigen Leben mit Gott erkennen zu können, müssen wir Gott in seinem Wort, in seinem Sohn Jesus Christus begegnen. Zu diesem Sehen und zu dieser Begegnung lädt Gott uns – Dich und mich – ein in den Gottesdienst, in die Gemeinschaft der christlichen Gemeinde.
Ihr / Euer Pfarrer Andreas Berg
Frau Musika spricht:
Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein,
Himmel und Erden ist der voll, viel gut Gesang, der lautet wohl.
Voran die liebe Nachtigall macht alles fröhlich überall
mit ihrem lieblichen Gesang, des muss sie haben immer Dank.
Viel mehr der liebe Herre Gott, der sie also geschaffen hat,
zu sein die rechte Sängerin, der Musika ein Meisterin.
Dem singt und springt sie Tag und Nacht, seins Lobes sie nicht müde macht;
den ehrt und lobt auch mein Gesang und sagt ihm ein’ ewigen Dank.
Martin Luther 1538 aus „Vorrede auf alle guten Gesangbücher“, siehe Evangelisches Gesangbuch 319
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